Schmerzen des Bewegungsapparats

Wenn der Schmerz alles andere überlagert

Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers, wenn dieser geschädigt wird. Liegt als Schmerzursache eine Verletzung, ein Knochenbruch oder eine akute Krankheit vor, klingen die Schmerzen bei der Heilung wieder ab. Genau hierin liegt der große Unterschied zu chronischen Schmerzen. Verlieren Schmerzen nämlich ihre Warnfunktion, sind sie nicht mehr Begleiterscheinung einer Erkrankung, sondern werden zur eigenständigen Krankheit.

Sie können entstehen, weil akute Schmerzen immer wieder auftreten, nicht ausreichend behandelt werden, länger anhalten oder sehr intensiv sind. Solche Zustände verändern die Nervenzellen, die für die Verarbeitung von Schmerzreizen zuständig sind. Oft sind dann Denken und Verhalten nur noch auf den Schmerz ausgerichtet. Per Definition werden Schmerzen chronisch genannt, wenn sie über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten anhalten und bei den Betroffenen Einschränkungen des körperlichen und seelischen Befindens zur Folge haben. In Österreich sind rund 20 % der Bevölkerung davon betroffen und plagen sich auf Dauer mit Schmerzen durch das Leben.

Viel Zeit und Zuhören bei der Diagnose

Bei Schmerzen ist die Diagnose sehr wichtig, um die Ursache zu erkennen. Der erste wichtige Baustein ist daher die genaue Erfassung der Krankengeschichte. „Neben der nötigen Erfahrung und den fachlichen Kenntnissen sind vor allem Zuhören, Zeit und Geduld dafür notwendig. Und diese Chance haben wir in der Klinik Pirawarth während der dreiwöchigen Rehabilitation“, erklärt Dr. Sarka Kratzsch, Fachärztin für Physikalische Medizin und Orthopädie. Dazu kommt die körperliche Abklärung je nach Beschwerdedarstellung und Voruntersuchungen. Diese beinhaltet die äußerliche Untersuchung durch genaues Betrachten, Abtasten, Bewegungsprüfung. Aber auch die Verhaltensbeobachtung – nämlich ob manche Bewegungen vermieden werden – gibt Aufschluss. Zudem werden bei der Schmerz-Diagnostik verschiedene Skalen zur Feststellung der Schmerzstärke eingesetzt.

Therapieziel: Lebensqualität und Schmerzfreiheit 

Nach der ausführlichen Diagnose wird gemeinsam mit dem Gast das individuelle Therapieziel festgelegt. „Im Mittelpunkt der Behandlung stehen Schmerzreduzierung bzw. -linderung und natürlich im Optimalfall Schmerzfreiheit“, erklärt Dr. Johannes Fischlein, „aber es geht genauso um eine Verbesserung von Lebensqualität, Funktion, Beweglichkeit, Stimmung sowie Reduzierung der Schmerzmittel.“

Die rehabilitativen Therapien sind bei Schmerzen nach Gelenkersatz besser wirksam, als bei der Wirbelsäule. Da ist das Problem meist etwas komplexer gelagert. „Hier müssen wir uns oft mit zusätzlichen Medikamenten behelfen. Bei dieser exakten schmerztherapeutischen Einstellung arbeiten wir eng mit den Neurologen zusammen“, erklärt Dr. Kratzsch. Der Zeitfaktor ist dabei sehr wesentlich: Vier Wochen individuelle Einstellung unter laufender Laborkontrolle. Das kann im ambulanten Bereich in dieser Qualität gar nicht angeboten werden. Aber auch Wechselwirkungen und Interaktionen der unterschiedlichen Medikamente sind absolut wichtige Punkte, die beobachtet gehören. „Immerhin nehmen manche Menschen täglich zehn oder mehr Arzneimittel“, warnt Dr. Kratzsch.

Physikalische Therapie: Gut voran mit einem guten Programm

Die physikalische Therapie hat ein umfangreiches Angebot zur Auswahl. Die jeweiligen Einheiten werden individuell auf den Gast abgestimmt. Je nach Bedarf stehen Elektrotherapie, verschiedenste Sport- und Bewegungstherapie, Trocken- und Wassergymnastik, Schwimmen, Wandern, Walking, Joggen sowie Ergometertraining und Fahrradfahren am täglichen Programm. Massagen, Wärme- und Kältetherapie sowie Lymphdrainage ergänzen das Angebot. Dr. Kratzsch: „Wichtig ist, dass wir gemeinsam mit den Physiotherapeuten im Verlauf der Therapie immer wieder beobachten, ob die Schmerzen besser werden. So können wir die weitere Therapie optimal anpassen.“

Eine andere Möglichkeit der physikalischen Schmerzbehandlung, die ebenfalls in der Klinik Pirawarth eingesetzt wird, ist das Stimulationsverfahren TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation). Es ist eine bestimmte Form der Elektrotherapie, die sanfte Stromimpulse aussendet. Diese werden über Klebe-Elektroden auf der Haut ins Gewebe geleitet. Stärke, Dauer und Frequenz der Impulse lassen sich individuell vom Betroffenen regeln. Diese Reizstrombehandlung verursacht ein Prickeln oder Kribbeln, das als Gegenreiz die Schmerzen senkt. Es gibt auch kleine, tragbare TENS-Geräte, die von den Gästen nach dem Rehab-Aufenthalt daheim verwendet werden können. Die genaue Einschulung erfolgt schon während des Aufenthaltes unter genauer Einweisung durch den Arzt und Therapeuten – ebenso wie das Auswählen, die Verschreibung und Bestellen des richtigen Gerätes.

Häufige Fragen