Morbus Parkinson – dem Zittern entgegen
Viele Probleme, die im Krankheitsverlauf auftreten, sind nicht nur mit Medikamenten zu beheben. Eine intensive Rehabilitation mit Kombinationstherapien bringt deutliche Verbesserungen. Dazu gehören Physiotherapie, Ergotherapie, medizinische Trainingstherapie, logopädische und neuropsychologische Betreuung oder unterstützende Therapien wie Wärmeanwendungen, Moor- oder Heublumenpackungen und Teil- und Unterwassermassagen. Die Besserungen halten meist etwa sechs Monate an, bevor es wieder langsam zu einer Verschlechterung des Zustandbildes kommt.
Der Wunsch nach Selbständigkeit
An der Klinik Pirawarth werden derzeit durchschnittlich vier Gäste pro Woche mit der Diagnose Parkinson behandelt. Die häufigsten Rehabilitationswünsche der Parkinson-Gäste sind das Erzielen möglichst weitgehender Selbständigkeit im Alltagsleben, die Verbesserung des Gangbildes, der Gangsicherheit und der Gleichgewichtsstörung, der Rumpfstabilität und der Feinmotorik sowie eine bessere Koordination der Hand (z. B. beim Schreiben, Knöpfe schließen).
Gleich am Ankunftstag werden gemeinsam die persönlichen Ziele der Rehabilitation festgelegt und der individuell abgestimmte Behandlungsplan erstellt.
Zeit für die richtige Einstellung
In jedem Fall gibt es einen großen Vorteil im vierwöchigen Rehabilitationsaufenthalt. Dieser Zeitraum ermöglicht es dem ÄrztInnen- und TherapeutenInnenteam sich intensiv mit der Person und ihren Symptomen auseinanderzusetzen.
„Unsere effektivsten Waffen gegen die Krankheit sind neben den verschiedenen Rehabilitations-Therapien die Medikamente.
Wir haben zwar keine bildgebende Diagnostik im Haus, aber wir können engmaschige klinische Untersuchungen oder z.B. L-Dopa-Tests vornehmen. Alternativ ist es möglich, die Betroffenen auf Apomorphin-Spritzen oder auf Duo-Dopa-Pumpen einzustellen“, eine von vielen Möglichkeiten. Bei Parkinson-Patienten mit Schluckproblemen wird außerdem eine spezielle Schluckdiagnostik durchgeführt. Sollte es notwendig sein, werden neuropsychologische Testungen durchgeführt oder kognitive und psychische Aspekte der Erkrankung abgeklärt.
Ärzte im Kontakt
Bei einigen wenigen Parkinson-Gästen der Klinik Pirawarth besteht der Verdacht, dass die Parkinson-Diagnose nicht genau zutrifft bzw. eine andere parkinsonartige Erkrankung vorliegt. Spezieller Informationsaustausch bzw. Absprache mit den niedergelassenen ÄrztInnen erfordert vor allem die „Tiefe Hirnstimulation“. Diese Methode hat schon vielen PatientInnen geholfen, die isoliert zittern oder Probleme mit den Extremitäten haben. „Wir suchen dafür geeignete Personen unabhängig von ihrem Alter aus und besprechen das mit dem zuständigen niedergelassenen Neurologen. Es wurde zum Beispiel auch schon eine 90jährige Dame operiert – mit Erfolg.“
Auch die LSVT-BIG®Methode wird in der Klinik Pirawarth als Therapie angeboten. Durch das gezielte Üben von Bewegungen mit großem Umfang wird eine Verbesserung von Geschwindigkeit und Bewegungsausmaß erreicht.
Zudem kommt auch LSVT-LOUD® (Lee Silverman Voice Treatment) zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein intensives Training der Sprechlautstärke.
Bei Parkinson-Betroffenen ist auch die Musiktherapie zu empfehlen, die von einer Musiktherapeutin an der Klinik durchgeführt wird. So wirkt rhythmische Musik als starker Anreiz für Bewegungen – der Radetzky-Marsch gibt den Takt beim Gehen vor.
Das Angebot runden die beiden Parkinson Nurses der Klinik Pirawarth ab. Sie schulen, informieren und beraten individuell bzw. fördern den Austausch zwischen Betroffenen, wodurch Kontakte geknüpft werden können und die Krankheitsverarbeitung unterstützt wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das gesamte Assessment-Team in der Klinik Pirawarth ist stets offen für Fragen und Anregungen bzw. für einen Informationsaustausch. Wenn Sie ein spezielles Anliegen bezüglich Ihrer PatientInnen mit uns besprechen wollen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.